Musik ist unauflöslich mit Emotion verbunden. Ein guter Musiker zeichnet sich gerade dadurch aus, daß er in der Lage ist, sich wie ein Schauspieler in eine bestimmte Gefühlslage zu versetzen, und diese Stimmung auf seinem Instrument auszudrücken. Es kommt hinzu, daß die Psyche sich unmittelbar auf die Atmung und die mimische Muskulatur auswirkt.
Daher wirken sich psychologische Faktoren — Erfahrungen, Ängste, Vorbehalte und Erwartungshaltungen — darauf aus, wie ein Musiker das Instrument anbläst und beurteilt. Anblasversuche sind daher immer auch psychologische Versuche, und müssen deshalb nach den handwerklichen Regeln der Psychologen geplant und durchgeführt werden.
Diese Erscheinung ist auch unter Tontechnikern bekannt. Dort hat man bereits ein Verfahren entwickelt, um im Doppelblindversuch Hörversuche durchzuführen.
Um mit Musikern zu aussagekräftigen Versuchsergebnissen zu kommen, muß im Musikinstrumentenbau ein Testverfahren eingeführt werden, das auf dem Doppelblindversuch aufbaut. Als Vorbild kann das Verfahren dienen, mit dem Tontechniker den A-B- Vergleich zwischen Mikrofonen durchführen.
„Heute, nach einem Zeitraum, der sogar juristisch fast alles verjähren läßt, bekennt der Autor einen Fall, bei dem er selbst zu den Opfern allgemeiner Erwartung gehörte:
In einem Kreis interessierter Hörer stellte er die verbesserte Version eines Vorverstärkers vor. Alle Anwesenden waren vom Klang begeistert. Als sie gegangen waren, folgte ein Schreck: Bei der gesamten Vorführung war ein bypass, der die neue Schaltung inaktivierte, in Betrieb gewesen!! Der ganze ‚Unterschied‘ bestand also aus ein paar Stückchen Draht …“
Jörg Wuttke: Das Mikrofon zwischen Physik und Emotion, Vortrag gehalten auf der 20. Tonmeistertagung 1998
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